Montag, 31. August 2009

Interview mit Bommi Baumann zu Geheimdienstverstrickungen von Verena Becker (Ex- RAF)

Ein sehr interessantes Interview, dass Jürgen Elsässer Ende 2008 für Hintergrund.de führte.

Becker1Jahrgang 1948. Mitglied der militanten Haschrebellen (1968 - 1971) und der Terrororganisation 2. Juni (ab 1972). Er hat nach eigenen Angaben Verena Becker für die „Bewegung 2. Juni“ rekrutiert.

HINTERGRUND: Michael Buback geht davon aus, dass Verena Becker schon in den 70er Jahren für den Verfassungsschutz gearbeitet hat. Können Sie das bestätigen?

Baumann: Die Organisation Schwarze Hilfe, der sie vor dem 2. Juni angehört hat, war jedenfalls durchsetzt mit Leuten des Verfassungsschutzes. Möglicherweise Ingeborg Bartz, die später angeblich von Andreas Baader wegen Illoyalität erschossen worden sein soll. Oder Angela Luther, die einzige aus der ersten Generation der RAF, die nie gefasst wurde. Oder Ulrich Schmücker, erwiesenermaßen ein Spitzel. Bei Verena Becker könnte ich mir vorstellen, dass sie während ihrer ersten Gefängnisstrafe 1974 umgedreht wurde.

HINTERGRUND: Sie wissen von einem Fall, wo sie wie ein Agent provocateur agiert hat.

Baumann: Das muss 1973 oder 1974 gewesen sein (???? John Nada). Da wurde in den Medien behauptet, die RAF wolle in Stuttgart wahllos Bombenanschläge begehen. Ich habe in der Zeit Gudrun Ensslin und Andreas Baader getroffen, und die haben gleich gesagt, das ist eine Geheimdienst-Falschinformation, das setzen die in Umlauf, um uns zu diskreditieren. Alle haben sich aufgeregt, mit einer Ausnahme: Verena Becker. Ja, ist doch gut, sagte sie, das kann man doch machen, diese Scheißspießer, die kann es ruhig treffen.

HINTERGRUND: Die Recherchen von Michael Buback zeigen eindeutig, dass Verena Becker spätestens ab 1981 gedeckt wurde.

Baumann: Von staatlicher Seite wird ja die Version gestreut, die Becker sei belohnt worden, weil ihre Hinweise bei der Vernehmung 1981 dazu geführt hätten, dass das verbliebene Führungstrio der RAF – Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt, Adelheid Schulz - im November 1982 sukzessive gefasst werden konnte. Aber das stimmt nicht. Das weiß ich definitiv, denn Wolfgang Pfaff, damals leitender Ermittler der Bundesanwaltschaft, hat es mir gesagt.

HINTERGRUND: Wer hat die Drei dann verpfiffen?

Baumann: Gute Frage. Es gab die irre Geschichte von den drei Joggern, die die RAF-Leute in der Nähe eines Erddepots, in dem ein RAF-Waffenlager war, gesehen haben wollen und die der Polizei den entscheidenden Tipp gaben. Was seltsam ist: Die drei verzichteten auf die Belohnung, die für die Ergreifung der RAF-Führungsspitze ausgesetzt war, das waren immerhin stolze 300 000 Deutsche Mark. Das klingt unglaubwürdig. Die Polizei musste vielmehr selbst gewusst haben, wo die RAF-Depots waren. Jedenfalls: Durch diese Festnahme wurde der bis dahin existierenden RAF die Spitze abgeschlagen. Die sogenannte zweite Generation wurde ausgeschaltet. Damit war der Weg frei für die sogenannte dritte Generation der RAF, eine äußerst dubiose Mannschaft, deren Verbindungen zu Geheimdiensten noch wesentlich offensichtlicher sind.

Quelle: HINTERGRUND

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+Wie alles anfing.

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