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Donnerstag, 6. Mai 2010

Auf die Barrikaden!



Finstere Stürme durchtosen die Lüfte,
drohende Wolken verdunkeln uns das Licht
mag auch Gefängnis und Tod uns erwarten,
gegen den Klassenfeind, da ruft uns die Pflicht.
Denn das höchste Gut,
das ist doch die Freiheit,
Kämpfen wir für sie nun mit Mut und Kraft.

//: Hoch mit der Fahne,
der revolutionären,
Sie führt die Menschheit zur Emanzipation. ://

ArbeiterInnen, auf nun zum Kampfe,
gemeinsam stürzen wir dann die Reaktion.

//: Auf die Barrikaden
auf die Barrikaden
Für den Triumph der freien Konföderation. ://

Athen 1.5.2010

Mittwoch, 5. Mai 2010

Nach der Brandkatastrophe in Athen - Gewerkschaft ruft zum Streik auf


Die Gewerkschaft der Bankangestellten (OTOE) hat für morgen einen Streik als Antwort auf den Tod von drei Bankangestellten am heutigen Mittwoch ausgerufen. Die Gewerkschaft macht die Bank-Vorstände und die Polizei für die Toten verantwortlich.
Ein Video dokumentiert Angriffe auf Marfin-Boss Vgenopoulos, während er die verbrannte Bank besucht. Dabei wird ihm immer wieder "Mörder" zugerufen. http://www.zougla.gr/page.ashx?pid=2&aid=131644&cid=4

Ein weiteres Video dokumentiert das brutale Vorgehen der Riot Police im linken Stadtteil Exarchia, hier sieht man, wie grundlos ein anarchistisches Café demoliert wird.




Kollegen der Opfer der bei der Brandkatastrophe in der athener Bank Getöteten erheben schwere Anschuldigungen gegen den Bank-Vorstand.

Ein Angestellter der angezündeten Bank spricht über die tragischen Todesfälle von heute abend in Athen
Die tragischen Todesfälle von heute Nacht in Athen lassen wenig Raum für Kommentare - wir sind alle sehr schockiert und tief traurig durch diese Ereignisse. An die, die spekulieren, dass die Todesfälle möglicherweise gezielt durch Anarchist_innen verursacht wurden, können wir nur folgendes Antworten: Wir wollen nicht auf die Straße gehen, wir riskieren nicht unsere Freiheit und unser Leben in der Konfrontation mit der griechischen Polizei um andere Menschen zu töten. Anarchist_innen sind keine Mörder_innen, und keine Gehirnwäsche vom griechischen PM Papandreou, der nationalen oder der internationalen Medien sollte jemand vom Gegenteil überzeugen.
Davon abgesehen, und mit den Entwicklungen die noch hektisch im Gange sind, wollen wir eine grobe Übersetzung einer Erklärung eines Mitarbeiters der Bank Marfin veröffentlichen - die Bank, deren Filiale heute in Athen in Brand gesetzt wurde, wo die drei Mitarbeiter einen tragischen Tod fanden.
Lest den Brief, übersetzt ihn, verbreite ihn in deinen Netzen; graswuzel gegen-Informationen spielen eine entscheidende Rolle in einem Augenblick, in dem der griechische Staat und Corporate Medien über die anarchistische Bewegung in Griechenland herziehen.


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Ich fühle eine Verpflichtung gegenüber meinen Mitarbeiter_innen, die heute zu unrecht gestorben sind möchte einige objektive Wahrheiten sagen. Ich schicke diese Nachricht an alle Medien. Wer noch etwas Bares Bewusstsein hat, sollte dies veröffentlichen. Der Rest kann weiterhin das Spiel der Regierung spielen.

Die Feuerwehr hatte noch nie eine Betriebsgenehmigung für das betreffende Gebäude ausgestellt. Die Vereinbarung für die Benutzung wurde unter dem Tisch gehandelt, wie es praktisch mit allen Geschäften und Unternehmen in Griechenland geschieht.

Das betreffende Gebäude hat keine Brandschutzmaßnahmen, weder geplant noch installiert - es hat keine Sprinkler, Notausgänge oder Feuerwehrschläuche. Es gibt nur einige tragbare Feuerlöscher, welche bei umfangreicheren Bränden in einem Gebäude, das mit längst überholten Sicherheitsstandards gebaut ist, natürlich nicht helfen können.

Kein Zweig der Marfin Bank hat irgendein Mitglied des Personals im Umgang mit Feuer trainiert, auch nicht bei der Verwendung der wenigen Feuerlöscher. Das Management nutzt auch die hohen Kosten einer solchen Ausbildung als Vorwand und wird nicht einmal die einfachsten Maßnahmen veranlassen, um seine Mitarbeiter_innen zu schützen.

Es hat nie irgendeine Evakuierungsübung mit den Mitarbeiter_innen gegeben, noch irgendwelche Schulungen durch die Feuerwehr, um Anweisungen für Situationen wie diese zu geben. Die einzigen Trainingseinheiten die bei der Marfin Bank stattgefunden haben, betreffen terroristische Aktionen und Szenarien - insbesondere die Planung der Flucht der „führenden Köpfe“ aus ihren Büros in einer solchen Situation.

Das Gebäude selbst hatte keine besondere Unterkunft für den Fall von Feuer, obwohl die Konstruktion unter solchen Umständen sehr empfindlich ist und obwohl es vom Boden bis zur Decke mit Materialien gefüllt ist. Materialien die sehr brennbar sind, wie Papier, Kunststoff, Kabel und Möbel. Das Gebäude ist aufgrund seiner Konstruktion für die Verwendung als Bank nicht geeignet.

Kein Mitglied der Sicherheitsangestellten hat eine Kenntnis von Erste-Hilfe- oder Feuerlöschanlagen, obwohl sie jedes Mal praktisch mit der Sicherung des Gebäudes beauftragt werden. Die Bankmitarbeiter_innen haben Feuerwehrleute oder Sicherheitspersonal zu sein, entsprechend dem Appetit des Herrn Vgenopoulos [Eigentümer der Bank Marfin].

Das Management der Bank verbot den Mitarbeiter_innen heute strikt die Bank zu verlassen, obwohl sie hartnäckig darum gebeten hatten - während sie auch die Mitarbeiter_innen dazu zwangen die Türen zu verriegeln und wiederholt per Telefon bestätigten, dass das Gebäude heute den gesamten Tag gesperrt bliebe. Sie hatten sogar ihren Internet-Zugang gesperrt, so dass verhindert wurde, dass die Mitarbeiter_innen mit der Außenwelt kommunizieren konnten.

Für viele Tage hatte es eine komplette Terrorisierung der Bank-Mitarbeiter_innen in Bezug auf die Mobilisierung in diesen Tagen gegeben, mit dem verbalen „Angebot": Entweder Sie arbeiten, oder Sie sind gefeuert.

Die beiden Zivil-Polizisten, die zu der Zweigniederlassung zur Prävention im Falle eines Raubes gesendet werden sollten, zeigten sich heute nicht, obwohl den Mitarbeiter_innen vom Management der Bank mündlich versprochen wurde, dass sie dort sein sollten.

Übt endlich Selbstkritik und hört auf herumzulaufen und so zu tun als wärt ihr geschockt. Ihr seid verantwortlich für das, was heute passiert ist und in jedem rechtmäßigen Zustand (wie die, die ihr von Zeit zu Zeit gerne als führende Beispiele in eurem Fernsehen zeigt) wärt ihr längst für diese genannten Zustände verhaftet worden. Meine Mitarbeiter_innen verloren heute ihr Leben - durch Bosheit: die Bosheit der Marfin Bank und des Herrn Vgenopoulos persönlich, der ausdrücklich erklärte, dass alle die heute [5. Mai, einTag des Generalstreiks!] nicht zur Arbeit kommen würden, morgen erst gar nicht mehr kommen bräuchten [als würden sie gefeuert].


Ein Mitarbeiter der Marfin-Bank

10 Punkteplan zur effizienten Ausbeutung eines Planeten mit halbintelligenten Lebensformen


Die Griechenlandnummer ist die genialste und dreisteste Nummer, die Ackermann und Co bisher abgezogen haben. Man könnte es auch so formulieren: Vor den Augen der ganzen Welt plündern die Banken und Fianzmärkte einen ganzen Staat. Und Griechenland war nur der Testlauf. Die fetten Brocken kommen noch.

Gefunden als Kommentar in der Wirtschaftwoche


Dienstag, 4. Mai 2010

Heute Griechenland, morgen wir


Ziel des neoliberalen Projekts ist es, die „Dritte Welt“ in die Erste zu tragen und ein globales Feudalsystem zu errichten. Überschuldete Haushalte sind kein Zufall. Sie entsprechen der Logik des Systems und werden inszeniert. Denn nicht solvente, sondern zahlungsunfähige Schuldner verhalten sich gefügig gegenüber den Wünschen machthungriger Gläubiger. Griechenland war erst der Anfang. Was heute dort geschieht, kann morgen auch bei uns geschehen. Der Artikel teilweise nicht mehr auf dem aktuellen Stand, enthält aber Gedanken und Anregungen grundsätzlicher Art. (Roland Rottenfußer)

Nun hat es also auch eine „klassische“ europäische Nation getroffen. Und weder die Schweiz noch die reichen EU-Staaten sollten sich der Illusion hingeben, sie würden für immer von einer Entwicklung wie in Griechenland verschont bleiben. Griechenland ist ein Bild dessen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte. Staatsbankrotte sind die natürliche Folge einer Entwicklung, die über Jahrzehnte zu beobachten war und die in der Natur des Zinssystems angelegt ist. „Wir haben versucht, auf der Schussfahrt zu wenden“ sang Herbert Grönemeyer über den Krebstod seiner Frau. Der Zins ist der Krebs des Finanzsystems. Alle Anstrengungen, die Staatsverschuldung abzubauen oder auch nur zu stoppen scheitern nicht nur an der Eigendynamik der Exponentialkurve, sondern auch an der Böswilligkeit der mächtigen Profiteure und an der Schwäche der Volksvertreter, die sich ihnen ausgeliefert haben.

Verschuldung verleiht dem Geld – und damit denen, die es besitzen – eine überproportionale Bedeutung, die für das Gleichgewicht der Kräfte innerhalb einer Gesellschaft tödlich ist. Wer in einer Situation, wo Geld an allen Ecken und Enden fehlt, über ausreichende Liquidität verfügt, bestimmt die Gesetze des Handelns. Er kann dem Bittsteller – also uns allen – seine Bedingungen aufzwingen. Wie man am Beispiel vieler Länder der Dritten Welt und jetzt am Beispiel Griechenlands gesehen hat, läuft es immer auf das gleiche hinaus: „Wir retten euch, aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen: Privatisierung, Deregulierung, Sozialabbau.“ Und niemand sollte meinen, die Mächtigen würden plötzlich von Mitleid ergriffen werden und davor zurückscheuen, uns, die „europäischen Kulturnationen“ platt zu machen. Raubtiere kennen eine Beißhemmung, der so genannte Raubtierkapitalismus nicht.

Hungern für den Schuldendienst

Afrika hat längst erlebt, was den europäischen Ländern blühen könnte. Der 1999 verstorbene Präsident von Tansania, Julius Nyerere, sagte: „Müssen wir weiter unsere Kinder verhungern lassen, nur damit wir unsere Schulden zurückzahlen können?“ (Quelle: Jean Ziegler, „Die neuen Herrscher der Welt“.) Genau das ist es aber, was die Gläubiger der ärmsten Länder bis heute von diesen verlangen. Speerspitze der neuen globalen Feudalherren ist der Internationale Währungsfond (IWF). Der frühere Ministerpräsident Hama Amadou von Niger sagte: „Vor dem IWF gibt es kein Entrinnen! Das ist der neue Kolonialherr“. Ist ein afrikanischer Staat Pleite, so schildert es Jean Ziegler in seinem Buch, müssen seine Minister als Bittsteller auf den Fluren des IWF-Büros warten. Geld gibt es immer nur gegen eine „Absichtserklärung“, von Ziegler als „Erpressungswerkzeug“ bezeichnet. Die Absichtserklärung enthält immer die gleichen Reformvorschläge: „Steuerdisziplin, Haushaltskürzungen, Privatisierung der nationalen Industrien und Ressourcen, Liquidierung der öffentlichen Dienste.“ Wie sollte man auch einer finanziellen Misere Herr werden, wenn nicht durch radikales Sparen? Meistens knicken die bedrängten Regierungen dann ein – und belasten ihre Ärmsten und Normalverdiener.

Schauen wir uns in diesem Zusammenhang an, welche Forderungen die EU jetzt gegenüber Griechenland erhoben hat. Immer geht es um tiefe Einschnitte ins soziale Netz und bei den Gehältern von Staatsbediensteten. „Wir denken schon, dass zusätzliche Maßnahmen von Griechenland erforderlich sind“, sagte der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen nach einem Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. Und er fügte hinzu, Griechenland müsse sich an dem messen lassen, was den ebenfalls hoch verschuldeten Ländern Lettland und Irland schon abverlangt wurde. Die Iren etwa senkten das Kindergeld um 10 Prozent, das Arbeitslosengeld um 4 Prozent, die Gehälter beim Öffentlichen Dienst gar um 15 Prozent (Quelle: Welt online). Im Übrigen spielte die Erpressung Irlands durch die EU auch eine wesentliche Rolle, als die Mehrheit der Iren im zweiten Referendum den Vertrag von Lissabon annahm. Mehr Hilfe für das finanziell klamme Irland gab es nur gegen Fügsamkeit gegenüber den Forderungen der Mehrheits-Europäer. Auch die Demokratie nahm auf diese Weise Schaden – ein Präzedenzfall, der den neoliberalen Scharfmachern Lust auf noch mehr Demokratieabbau machen könnte. Ist doch das einzige nennenswerte Hindernis für den neoliberalen Raubzug das lästige Volk, nach dem der schöne Begriff „Demokratie“ bekanntlich benannt ist.

Geldknappheit als „strategischer Hebel“

So war der Generalstreik der Griechen gegen die Sozialkürzungen sicher eine eindrucksvolle Demonstration von Widerstand. (In Deutschland, in dem Generalstreiks gleich vorsorglich verboten wurden, wären wir froh um ein solch machtvolles Aufflammen des Volkszorns.) Dennoch wird der Streik im Ergebnis wohl nichts bewirken können. Ministerpräsident Papandreou sagte schlicht, er habe für die Forderungen Verständnis, es gebe aber nun mal „kein Geld“. Man sieht, dass Geldknappheit der Dreh- und Angelpunkt ist, wenn es darum geht, den Volkswillen zu brechen. Selbst wenn eine überwältigende Mehrheit gegen Sozialabbau ist, man kann ja leider Gottes nur das Geld ausgeben, was man hat. Die Tatsache, dass monströse Milliardenvermögen noch immer in den Händen der reichsten 10 Prozent gebunkert sind, wird natürlich verschwiegen, wenn man die „Alternativlosigkeit von Reformen“ unterstreichen will.

Was den Griechen blühen könnte, sollten sie dem „Druck der Straße“ nachgeben, machte die Ratingagentur S&P deutlich. Sie drohte, wenn der Aufstand der Massen das anvisierte radikale Sparprogramm zu Fall brächte, müsse man die Kreditwürdigkeit des Landes noch niedriger einstufen – schlechter als das ohnehin schon bedrohliche „BBB+“. Das könnte bedeuten, dass Griechenland entweder gar keine Kredite mehr bekommt oder zu erheblich höheren Zinsen. Anders ausgedrückt: Wem es schlecht geht, der wird, statt Hilfe zu bekommen, noch weiter geschröpft. Im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Demokratieabbaus bedeutet dieser Vorfall auch: Institutionen ohne demokratische Legitimation – etwa dubiose „Ratingagenturen“, IWF oder Weltbank – üben zunehmend Macht aus über demokratisch gewählte. Kommt es dann zu einer direkten Willenskundgebung des „Souveräns“ und läuft diese den Absichten der transnationalen Feudalherren zuwider, so rennt dieser Impuls gegen eine Mauer von Arroganz und inszenierten Sachzwängen.

Das neoliberale Projekt steht vor dem Ziel

Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Die Überschuldung der Völker ist nicht die Folge eines „Versagens“ der Politik und der internationalen Finanzwelt. Versagen würde ja beinhalten, dass jemand ein gestecktes Ziel, z.B. einen ausgeglichenen Staatshaushalt, nicht erreicht hat. Ich behaupte aber, dass bestimmte globale Mächte nie etwas anderes beabsichtigt haben als die Verwandlung selbstbewusster Völker in demütige „Working-Poor“Gesellschaften, die ihrer fortschreitenden Entrechtung mit einem resignierten „Hauptsache, ich habe überhaupt Arbeit“ zunicken. Statt von „Versagen“ zu sprechen müsste man also sagen: Das neoliberale Projekt seit den frühen 80er-Jahren war ein voller Erfolg. Ziel dieses Projekts war es von Anfang an, die Dritte Welt in die Erste zu tragen (Ansätze dazu gibt es jetzt in Griechenland). Endziel ist die Schaffung eines globalen Feudalsystems – Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, finanzielle Privilegien einer mächtigen Minderheit, Absicherung der Beute durch einen autoritären Überwachungsstaat.

Es sind diesbezüglich immer noch zu viele Illusionen im Umlauf – z.B. die Annahme, auf eine Phase neoliberaler Finsternis müsse naturgemäß ein neuer Morgen der Gerechtigkeit folgen. Manche träumen von einem neuen 1968 und machen dies an Studentenprotesten fest oder an der Tatsache, dass in Bayern jetzt nach langer Alleinherrschaft der CSU die FDP mitregiert. Ich will nicht behaupten, dass ein solcher Aufbruch zum Besseren ausgeschlossen wäre. Ich warne nur davor, sich diese Wende zu leicht vorzustellen. Man muss nur die Grafik einer Exponentialkurve betrachten, um zu ahnen, dass wir auf eine Eskalation zusteuern. Der Kapitalismus (vor allem das Zinssystem, das sein Wesen ausmacht) funktioniert nicht wie die sanften Zyklen der Natur – eher nach dem Prinzip zyklischer Totalzusammenbrüche.

Die „Schock-Strategie“ wirkt

Katastrophen beinhalten jedoch – wie wir bei Naomi Klein nachlesen können – nicht unbedingt die Hoffnung darauf, dass die herrschende Kaste aus Scham über ihr Versagen von der Macht zurücktritt. Vielmehr bieten gerade Zusammenbrüche den Mächtigen eine perfekte Gelegenheit, noch perfidere Systeme der Unterdrückung und der Ausbeutung zu installieren. In ihrem Buch „Die Schock-Strategie“ schrieb Naomi Klein: „Krisen sind in gewisser Weise demokratiefreie Zonen – Unterbrechungen der normalen Politik, wenn die Notwendigkeit für Einverständnis und Einvernehmen anscheinend suspendiert ist.“ Deshalb ist es aus Sicht des neoliberalen Projekts auch wichtig, den Menschen über ihre medialen Sprachrohre immer wieder einzubläuen: „Es ist Krise. Dies ist eine Ausnahmesituation, in der außergewöhnliche Maßnahmen notwendig sind.“ Selbst wenn die meisten Menschen heute nicht anders leben als 2007, muss jeder in die Lage versetzt werden, dieses Mantra im Schlaf herzubeten.

Was ich beschrieben habe, sind natürlich „Worst-case-Szenarien“. Man könnte sich auch hoffnungsvolleres ausdenken: Bestimmte Staaten lösen sich aus dem europäischen und atlantischen Bindungen heraus und experimentieren – wie in Südamerika – mit einem „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Das Gezeter unter den Etablierten ist groß, und der erste Staat der ausschert, wird sich Schikanen und internationale Isolation gefallen lassen müssen. Einem „Dominoeffekt“ folgend, werden allerdings immer mehr Staaten mit dem neuen Geist experimentieren, die EU und der transatlantische kapitalistische Machtblock werden zerfallen. Bestandteile dieses Neue Sozialismus könnten sein: Rücknahme jeglicher Privatisierung von Gemeingütern (Wasser, Energie, Bahn). Bodenreform mit dem Ziel, den Grundbesitz auf ein gesundes Maß zu begrenzen. Obergrenzen für Preise bei lebenswichtigen Gütern und Untergrenze für Löhne, damit verbunden auch ein „Kaufkraftschub“. Drastische Besteuerung von Übervermögen. Im Zusammenhang mit allen genannten Maßnahmen finanzielle Gesundung der Staatshaushalte und mehr Handlungsspielraum für den Staat, der allen Menschen zugute kommt.

Schluss mit unbegrenzten Zinszahlungen!

Die wichtigste Maßnahme, die zu ergreifen wäre, betrifft jedoch die Staatsverschuldung. Wie alle konkreten Taten muss sie im Denken vorbereitet werden und verlangt ein gewisses Maß an Mut: Wir müssen uns von der Schuldentilgungslüge verabschieden, ebenso wie wir uns von der Vollbeschäftigungslüge trennen müssen. Die Staatsschulden in der gegenwärtigen Höhe können nicht mehr zurückgezahlt werden, also sollte man den arbeitenden Menschen auch kein schlechtes Gewissen deswegen einreden. Diese sind durch ihre kollektive Zahlungsunfähigkeit lediglich Vollstrecker einer historischen Notwendigkeit geworden. Die Forderung, dass die Steuerzahler geliehenes Geld an Privat-Gläubiger zurückzahlen sollte, ist im Prinzip legitim; die Forderung, wir sollten über Generationen ein Vielfaches an Zins und Zinseszins berappen, so lange, bis uns die Luft zum Atmen ausgeht, ist allerdings nicht nur illusorisch, sie ist auch ethisch verwerflich. Wir brauchen endlich ein Insolvenzverfahren für den Staat, einen geordneten Zahlungsstopp nach dem Grundsatz: Schuldentilgung ja, Zinszahlung ab einem gewissen Umfang nein!

Natürlich erfolgten die Vereinbarungen mit Gläubigern über Tilgung und Zins nach geltendem Recht, mit dem man nicht leichtfertig umgehen sollte. Wir müssen aber bedenken, dass der Punkt, an dem Schulden nicht mehr rückzahlbar sind, an dem also streng genommen Recht gebrochen werden muss, ohnehin kommen wird. Die Frage ist nur: Wann wagen wir es, den ohnehin notwendigen Zahlungsstopp durchzusetzen? Tun wir es jetzt, solange es uns noch leidlich gut geht, oder warten wir ab, bis das Sozialstaatsgebot der Verfassung, bis das Recht auf Leben, bis alle Gebote der Menschlichkeit gebrochen worden sind? Nehmen wir also aus Angst, Tilgungsvereinbarungen zu verletzen, massive Verletzungen der Menschenwürde in Kauf?

Die inszenierte Schuldenfalle

Eskalierende, unumkehrbare Staatsverschuldung ist der „strategische Hebel“ (Albrecht Müller) des neoliberalen Projekts. Die Handlungsunfähigkeit der Staaten wiederum rührt von einem andauernden Aderlass her, vom Abfließen seiner finanziellen Ressourcen in die Hände von wenigen Großvermögensbesitzern. Auf rätselhafte Weise kommen wir nie aus der „Schuldenfalle“ heraus. Scheint irgendwo am Horizont Erleichterung in Sicht zu sein, „zwingt“ eine noch größere Krise, ein noch größerer Finanzbedarf den Staat zu immer unverantwortlicheren Anleihen bei unser aller Zukunft. Profiteure sind stets die Groß-Gläubiger, die sich damit das Erstzugriffsrecht auf einen wachsenden Anteil der Arbeitserträge künftiger Generationen sichern. Zweifellos erfüllen dauerhaft überschuldete Völker den Traum vieler Gläubiger von einer unversiegbar sprudelnden Geldquelle – und von wachsender Macht über die Schicksale dieser Völker. Nicht der solvente Schuldner ist für solche Gläubiger rentabel, sondern der hoffnungslos überschuldete, denn er bringt ihnen über die Jahre ein Vielfaches der ursprünglich geschuldeten Summe ein. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass Überschuldung auch bewusst inszeniert wird?

In mehreren Zeitungen wurde berichtet, dass der US-Finanzriese Goldman Sachs Griechenland dabei geholfen habe, das wahre Ausmaß seiner Verschuldung mit Finanztricks zu verschleiern bzw. die Schulden „in die Zukunft zu verschieben“. Europäische Regierungen (und Mainstream-Medien) geben sich nun empört über diesen „Betrug“. Kritische Autoren wie Simon Johnson und Albrecht Müller hegen allerdings Zweifel daran, ob Europa an den Vorfällen ganz unschuldig war. „Es ist schlicht nicht vorstellbar, dass die Verantwortlichen bei der Europäischen Kommission, bei den einzelnen Ländern und bei der Europäischen Zentralbank EZB nicht um den Zustand wussten.“ (Müller). Was bedeutet es aber, wenn Zentralbank und europäische Regierungen von den Finanztricks wussten, Griechenland aber in die Falle laufen ließen, um sich dann hinterher lauthals zu beschweren und auf strenge Sozialkürzungen zu pochen? Solche Zusammenhänge sind ohne Insiderwissen schwer zu durchschauen.

Die Griechen sparen, Banker verdienen

Als sicher kann gelten, dass diverse Bankhäuser dabei sind, an der Griechenlandkrise massiv zu verdienen. Laut „New York Times“ schließen internationale Finanzhäuser derzeit Wetten auf eine griechische Staatspleite ab. „Spiegel online“ schrieb dazu Ende Februar: „Das hoch verschuldete Land im Süden Europas droht laut ‚New York Times’ durch einen massiven Angriff von Spekulanten in den Ruin getrieben zu werden. Bezeichnenderweise seien an den Spekulationen vor allem jene Banken beteiligt, die Griechenlands Haushalt andererseits stabilisieren, indem sie dem Staat seine Anleihen abkaufen. Mit anderen Worten: Die Banken sind an der hohen Verschuldung Griechenlands beteiligt – und wetten nun auf eine Pleite des Staats.“ Zu den genannten Bankhäusern gehören laut „New York Times“ auch die UBS und die Deutsche Bank. Im Fall einer Staatspleite würden diejenigen profitieren, die Versicherungen auf Kreditausfälle abgeschlossen hätten. “Es ist, als kaufe man eine Feuerschutzversicherung für das Haus des Nachbarn. Sie schaffen einen Anreiz, das Haus abzubrennen”, interpretiert der Banker Philip Gisdakis den Vorgang.

Wie in Max Frischs Stück „Biedermann und die Brandstifter“ scheinen die biederen europäischen Völker jedoch wild entschlossen, die Zündler, die sich in ihrem Haus breit gemacht haben, für anständige Leute halten – selbst dann noch, wenn diese fast überdeutlich zu verstehen geben: „Ja, wir sind Brandstifter“. Es fragt sich, wann wir den Mut haben werden, die Brandstifter nicht nur als solche zu benennen, sondern ihnen endlich auch die Brandfackeln zu entreißen.

Quelle: Hinter den Schlagzeilen

Samstag, 27. März 2010

Louk - Der Hund der keinen Riot auslässt

Seit 2008 gibt es reichlich Proteste von Arbeitern, Studenten und Anarchisten in der griechischen Hauptstadt Athen.

Immer mit dabei ein großer hellbrauner Hund

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December 12. 2008


riot-dog-2008-2 December 17. 2008
dog-riotDecember 18. 2008

riot-dog-2008

December 22. 2008


dog-riot-2

January 9. 2009
dog-police

March 4. 2009

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May 9. 2009

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December 6. 2009

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February 24. 2010

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March 5. 2010

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March 11. 2010
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Ich wohne in Athen/Exarxeia und dieser Hund ist dort sehr bekannt und beliebt jedermann füttert ihn.
Sein Name ist Louk vom Loukanikos griechisch für Würstchen weil es ebenjene den ganzen Tag frißt.
Der Hund lebt auf der Straße und hat keinen Besitzer zusammen mit 4 oder 5 anderen Hunden kommt er auf jede Demonstration hier in Athen.
Ihr könnt Louk jeden Tag in der MESOLLOGIOU Straße finden, der Straße in der ALEXANDROS GRIGOROPOULOS ein 15 jähriger Schüler von der Polizei erschossen wurde.

Kanellos war ein anderer Hund der ähnlich unterwegs war starb vor 2 Jahren und ist jetzt auf dem Gelände des Polytechnikums begraben, der Uni an der der Aufstand gegen die Militärdiktatur ausbrach.Die Leute von Indymedia Athen fütterten ihn und als er von Hundefängern gefaßt wurde fand eine Demo mit 400 Leuten statt, die zu seiner Freilassung führte!
Ihr könnt sein Grab auf dem Universitätsgelände finden.RIP Kanello!

Diese Hunde leben in Exarcheia und sie gehören niemanden. Wir nennen sie Hunde der Bewegung und es gibt viele. Sie heißen ROZA,DICK,RIBO,PETROS,LOUCY. Es ist lustig aber sie sind unsere Genossen wir schützen und füttern sie und sie schützen uns.

Hier ein paar Videos von Kanello der Legende von Exarcheia.






I live in Athens, in exarxeia and this dog is very famous and everybody feeds and loves this animal.BUT his name is LOUK,from Loukanikos a word that means sausage,because he used to eat sausages all the time.He lives on the street,he has no master and he, allong with 4-5 other dogs comes to every demonstration here in ahens.You will find him every day in MESOLLOGIOU street,where ALEXANDROS GRIGOROPOULOS,a 15 year old student was shot by the police.

KANELLOS was another dog that used to act the same,but he died two years ago and now he is buried by comrades inside the Polytechneio university in Athens,where the uprising against dictatorship took place,in 1973.The members of Indymedia athens,used to feed him.Also when Kanellos was caught by the dog catcher 4 years ago,a demo of 400 people took place and we released him from the dog catcher!You can find his grave inside the university.Kanello RIP!

These dogs live in Exarxeia and they don’t belong to nobody.We call them”the dogs of the movement” and there many of them, such as ROZA,DICK,RIBO,PETROS,LOUCY.Its funny but they are our comrades,we protect and feed them and they protect us as well.

Here are some videos of comrade Kanellos,a legend of Exarcheia!
http://www.youtube.com/watch?v=5FTaVgqSiIk
http://www.youtube.com/watch?v=cWk1-jMNR6k&feature=related

Quelle: thisblogrules