Sonntag, 7. Februar 2010

Battle for Haditha



Krieg nährt Angst und Brutalität und Perversion: Al-Haditha, Irak, eine Ansiedlung ca. 250 km nordwestlich von Baghdad. Seit dem Fall von Saddam Hussein 2003 ist die Stadt zum Zentrum gewalttätiger Auseinandersetzungen mit lokalen Rebellengruppen geworden. Doch als am 19. November 2005 ein Lance Corporal bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoy der U.S. Streitkräfte getötet wird, eskaliert die Situation. Während einer brutalen Vergeltungsaktion töten aufgebrachte U.S. Marines 24 irakische Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nick Broomfield, britischer Kopf kontroverser Kinodokumentarfilme wie "Kurt & Courtney", verlässt die gewohnten kreativen Bahnen und inszeniert seinen ersten Spielfilm in Form dieses gleichwohl von vorne bis hinten authentisch anmutenden und auf einem wahren Ereignis basierenden Kriegsdramas. Im Gegensatz zum Kollegen De Palma, der gerade etwas Ähnliches tat, beleuchtet Broomfield auch die irakische Seite und verweigert sich gängiger Gut-Böse-Zeichnung. Spannendes, intensives und anrührendes Kino für Cineasten und denkende Actionfans.

"Battle for Haditha" rekonstruiert das Massaker an 24 irakischen Zivilisten wie ein seismographisches Meßinstrument als Dokudrama - von US-Soldaten und irakischen Laien gespielt. Die Dreharbeiten in Jordanien sind abgeschlossen, da hat der Prozess gegen die Soldaten kaum begonnen. Filme wie "Haditha" verstoßen vorsätzlich gegen ein politisches Tabu, das so alt ist wie der Kriegsfilm: Sie zeigen US-Soldaten nicht als Helden, sondern realistisch und durchaus auch in schlechtem Licht, während die Truppen noch an der Front sind. Bei der Aufarbeitung derart sensationsträchtiger Ereignisse wie Massaker und Folter stehen die Filmemacher in Konkurrenz zum Fernsehen und müssen möglichst schnell rauskommen. Aber auch die weniger spektakulären Anti-Kriegsfilme, als Genre nach dem Vietnamkrieg geboren, sind zum ersten Mal in der Geschichte keine Anti-Nachkriegsfilme mehr, sie werden schon während des laufenden Konflikts gezeigt und angeprangert.

Übrigens: Gegen die beteiligten Soldaten wurde wegen Mordes ermittelt, eine separate Ermittlung wegen der Vertuschung lief gegen mehrere Offiziere. Beide Ermittlungen werden vom US-Militär durchgeführt. Mitte Dezember 2006 wurde gegen den Gruppenführer Frank Wuterich sowie gegen drei weitere Soldaten Anklage wegen Mordes erhoben. Da die Anklage nicht auf Mordvorsatz lautet, beläuft die Höchststrafe sich auf lebenslängliche Haft; in irakischen Medien wird hingegen die Überstellung der Angeschuldigten an ein irakisches Gericht und die Todesstrafe für sie gefordert. Bis Juni 2008 sind alle Beschuldigten freigesprochen worden, bis auf Wuterich, bei dem die Anklage von Mord auf Totschlag herabgestuft wurde.

Rezension von Jean Lüdeke



Der Film kann Online auf deutsch und in guter Qualität gesehen werden(DIVX benötigt). Dazu unten auf der Seite Capcha einfügen.

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