Mittwoch, 12. Mai 2010

Paul Jorion im Deutschlandfunk - Geldsystem als modernes Raubrittertum


Über die strukturelle Gewalt durch Geld und modernes Raubrittertum, den Wahn des virtuellen Buchgeldes, den zyklischen Zusammenbruch des Kapitalsystems und viele andere Sachen die nun endlich ihren Weg in den Mainstream finden. Unbedingt anhören!

Deutschlandfunk Hyperkrise II Auszug:
Man kann sagen, das Geld ist ein neutrales Instrument, es hat als solches weder eine positive noch eine negative Wirkung. Es ist ein einfacher Ersatz für den Tausch. Eine Ware, die speziell für den Handel konzipiert wurde. Geschichtlich aber ergibt sich ein ganz anderes Bild. Ursprünglich wurden die Feudalgesellschaften von einer Kriegerkaste beherrscht, die den Grundbesitz mit Gewalt für sich in Anspruch nahm. Sie sind das, was Hegel die "Herren" nennt. Ihnen steht die Mehrheit der Bevölkerung als "Knechte" gegenüber. Die einen arbeiten, die anderen herrschen. Damit die Produkte zirkulieren können, die in dieser Arbeitsteilung entstehen, braucht man die Händler. Sie ziehen von Land zu Land, verkaufen ihre Waren und leben vom Mehrwert. Für diesen Handel braucht man das Geld als Zirkulationsinstrument. Im Mittelalter und dann vor allem in der Renaissance machen die Herrschenden dann eine überraschende Entdeckung. Sie brauchen Gewalt als Grundlage ihrer Herrschaft nicht mehr. Das Geld tut den gleichen Dienst. Mit ihm kann man andere dazu bringen, für einen zu arbeiten. Daran hat auch die Französische Revolution mit ihrer Neuverteilung der Macht nichts geändert. Die Aristokraten haben schnell verstanden, dass sie auf ihre feudalen Privilegien durchaus verzichten können, wenn sie genügend Geld besitzen. Man braucht kein Schwert oder keinen Degen mehr, man kann das mit Geld arrangieren. Aristoteles hat diesen Aspekt des Geldes als Erbe gesellschaftlicher Gewalt erkannt. Das heißt, das an sich neutrale Instrument des wirtschaftlichen Austausches verändert sich in der auf Herrschaft aufgebauten Gesellschaft. Geld bildet das Herrschaftsverhältnis ab und ersetzt das Instrument der Gewalt.

Prof. Paul Jorion ist Soziologe und Wirtschaftskolumnist der französischen Tageszeitung "Le Monde"

Blog de Paul Jorion


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